Informationen zu dem Gitarrenduo
Tilman Heib & Thomas Arnold:
In ihrem
letzten Studienjahr bei Frau Prof. Sonja Prunnbauer an der Musikhochschule
Freiburg schlossen sich Tilman Heib und Thomas Arnold Anfang 1997 zu einem
Gitarrenduo zusammen, Im darauffolgenden Herbst gaben sie ihr
Debütkonzert. Seither konzertiert das Duo regelmäßig und stellt jedes Jahr
ein neues Programm vor. Neben z.T. eigenen Bearbeitungen von Klaviermusik
wie Bachs "Englischer Suite in g-moll", Mussorgskys "Bilder einer
Ausstellung", Saties "Sports et Divertissements" oder den spanischen
"Impressionisten" Granados und Albeniz spielt das Duo auch zeitgenössische
Originalkompositionen für 2 Gitarren. Besonders mit Werken
südamerikanischer Komponisten wie Brouwer oder Piazzolla begeistern die
beiden Gitarristen ihr Publikum.
Thomas
Arnold, geboren 1972 in Stuttgart, erhielt dort mit 14 Jahren seinen
ersten Gitarrenunterricht. Nach Abitur und Zivildienst studierte er von
1993 bis April '98 im Rahmen des Diplomstudiengangs Musiklehrer Gitarre
bei Frau Prof. Sonja Prunnbauer an der Musikhochschule Freiburg,
Zusätzlich studierte er noch musikalische Früherziehung als zweites
Hauptfach. Von 1995 bis 1997 war er Mitglied im Freiburger
Gitarrenquartett, mit dem er zahlreiche Konzerte im In- und Ausland gab;
seit 1998 ist er Gitarrist des Ensembles "Quintarra". Thomas Arnold ist
derzeit als freischaffender Gitarrist und Gitarrenlehrer tätig; außerdem
unterrichtet er musikalische Früherziehung an der Musikschule
Freiburg.
Tilman Heib,
geboren 1971 in Böblingen, Schulzeit in Friedrichshafen, begann mit 10
Jahren Gitarre zu spielen. 1985war er Preisträger beim Bundeswettbewerb
"Jugend musiziert". Nach Abitur und Zivildienst begann er 1992 an der
Musikhochschule Freiburg Schulmusik, 1993 zusätzlich Englisch und den
Diplomstudiengang Gitarre zu studieren (Gitarre bei Frau Prof. Sonja
Prunnbauer). Nach einem Studienjahr an der University of Oregon in Eugene
(USA) nahm er 1997 den Studiengang Musiktheorie als zweites Hauptfach bei
Prof. Dieter Mack auf, den er im Sommer 1999 mit dem Lehrdiplom abschloss.
Nach dem Staatsexamen in Schulmusik und Englisch trat er 1997 nicht nur
zusammen mit Thomas Arnold sondern auch solistisch auf. Tilman Heib ist
als freischaffender Gitarrist und Chorleiter, sowie als Gitarrenlehrer an
der Musikschule Hochschwarzwald tätig.
Kontaktadresse: guitarreando Gitarrenduo Tilman
Heib & Thomas Arnold, Kaiserstuhlstr. 24, 79106 Freiburg, Tel. und
Fax: (0761) 5561421
Informationen zum Programm:
Es wurden Stücke von Modest P. Mussorgsky (1839 -
1881) und Erik Satie (1866 - 1925) gespielt.
Modest P. Mussorgsky: "Bilder einer Austellung"
Die
Klaviersuite "Bilder einer Ausstellung" ist wohl das bekannteste
Klavierwerk Mussorgskys (1839-1881) und ein oft zitierter Vertreter des
Genres Programmmusik. Programmmusik versucht mit musikalischen Mitteln ein
außermusikalisches Sujet, seien es Naturstimmungen, Geschichten,
Charaktere, oder Bilder, nachzuzeichnen, und verleiht ihm damit eine
weitere Wahrnehmungs- und somit auch Verständnismöglichkeit. Dabei
handelt es sich nicht um bloße musikalische Illustration des
außer-musikalischen Gehalts, sondern viel mehr, um eine eigenständige
musikalische Umsetzung des poetischen bzw. ideellen Gehalts. Die Substanz,
den Gehalt bzw. die Idee, die der mit Mussorgsky befreundete Maler und
Architekt Victor Hartmann (1842-1873) durch Zeichnungen und Plastiken
"verbildlicht", drückt Mussorgsky durch die Musik aus. Die Musik bleibt
hierbei eigenständig, ein in sich geschlossenes, als rein akustisches
Erlebnis verständliches Ganzes. Die Bilder waren
eine Inspiration für den Komponisten und können die Assoziationen des
Hörers kanalisieren, für das Verständnis der Musik als ästhetisch
kohärentes Kunstwerk jedoch sind sie nicht notwendig. Mussorgsky
komponierte die "Bilder einer Ausstellung" 1874 im Gedenken an den im Jahr
zuvor verstorbenen Freund Victor Hartmann. Bei den Vorlagen, die
Mussorgsky als Assoziationsrahmen dienten, handelt es sich nicht nur um
Gemälde, sondern ebenso um Bleistiftskizzen ("Tuilerien"),
Architekturskizzen ("Das große Tor von Kiew"), Zeichnungen
("Samuel Goldenberg und Schmuyle"), Kostümentwürfe ("Ballett der
unausgeschlüpften Küken") und kunsthandwerkliche Arbeiten ("Gnomus" und
"Baba Yaga"). Nicht alle Vorlagen ließen sich bis heute ermitteln. Bis auf
drei ("Il vecchio castello, "Bydlo", "Der Marktplatz von Limoges") sind
alle Arbeiten im Katalog der Gedenkausstellung, die der Kunstkritiker
Wladimir Stassow (1824-1906) 1874 zum Gedenken an Hartmann organisierte,
verzeichnet. Stassow, dem die "Bilder einer Ausstel-lung" gewidmet sind,
war eng mit Mussorgsky und Hartmann befreundet. Die nicht im Katalog
verzeichneten Bilder hat Mussorgsky womöglich bei Hartmann selbst gesehen.
Mitunter handelt es sich aber vielleicht auch nur um Motive oder Szenen
aus persönlichen Berichten des Malers, die Mussorgsky zu einem
"musikalischen Bild" anregten. Einen ungefähren Eindruck von den Vorlagen
vermitteln die folgenden Kurzbeschreibungen, die Stassow für die
Erstausgabe der "Bilder einer Ausstellung" 1886, fünf Jahre nach
Mussorgskys Tod, verfasste.
Gnomus: "Die
Zeichnung stellt einen kleinen Zwerg dar, der linkisch auf missgestalteten
Beinen einhergeht." Il vecchio castello: "Ein mittelalterliches
Schloss, vor dem ein singender Troubadour steht." Die Tuilerien:
"Streit der Kinder nach dem Spiel: Ein Spaziergang im Garten der Tuilerien
mit einer Gruppe von Kindern und Nursen." Bydlo: "Ein polnischer Wagen
mit riesigen Rädern, von Ochsen gezogen." Ballett der unausgeschlüpften
Küchlein: "Ein kleines Bild Hartmanns für die Inszenierung einer
malerischen Szene in dem Ballett Trilbi"³ Samuel Goldenberg und
Schmuyle: "Samuel Goldenberg und Schmuyle, zwei polnische Juden, der eine
reich, der andere arm." Der Marktplatz von Limoges (Die große
Neuigkeit): "Französiche Frauen, heftig streitend auf dem
Marktplatz." Die Katakomben: "Hartmanns Bild stellt den Künstler selbst
dar, wie er beim Licht einer Laterne die Katakomben in Paris
besichtigt." Baba Yaga (Die Hütte auf Hühnerfüßen): "Hartmanns
Zeichnung stellt eine Uhr dar, in der Form von Baba Yagas Hütte auf
Hühnerkrallen. Mussorgsky fügte den Hexenritt der Baba Yaga auf ihrem
Mörser dazu." Das große Tor von Kiew: "Hartmanns Zeichnung stellte
seinen Entwurf für ein Tor der Stadt Kiew im massiven altrussischen Stil
dar, mit einer Kuppel in Form eines slavischen Helms."
Erik
Satie: "Sports et Divertissements"
Erik Saties
1914 entstandenes Werk "Sports et Divertissements" stellt eine Gruppe von
20 "Miniaturgesamtkunstwerken" nebst einem einleitenden
"appetitverderbenden Choral" dar. In dem Bestreben um eine Verquickung der
Künste war Satie zu jener Zeit keineswegs allein. Man denke etwa an
Apollinaires "Kalligraphische Gedichte" oder Werke von J. Cocteau oder M.
Duchamp. Aus der Fusion der Künste ergab sich schließlich das Ende der
Autonomie jeder einzelnen Kunst und der Anfang der "Entkunstung von
Kunst". Saties "musique d'ameublement" und eben auch "Sports et
Divertissements" sind für diese Entwicklung weichenstellende Werke. Zu
jedem der 20 pastellfarbenen Zeichnungen von Charles Martin
(1884-1934) schrieb Satie zunächst eine kleine Szene in Form eines
Gedichts. Die danach komponierten Klavierminiaturen wiederum gehen
tonmalerisch-illustrativ auf die Bilder und Gedichte ein. Die Stücke
spielen mit tonmalerischen Assoziationen wie melodischen
Wellenbewegungen beim "Fischfang" (La Pêche), "Segelsport" (LeYachting)
oder beim "Bad im Meer" (Le Bain de mer). Das reiche Klangfarbenspektrum
der Gitarre erlaubt es, die Bildhaftigkeit der tonmalerischen Momente
besonders eindrücklich darzustellen. Saties Verbindung der Künste geht
soweit, dass es sogar graphische Ähnlichkeiten zwischen den Zeichnungen
und dem Notenbild gibt. Die Gedichte sind in das Notenbild integriert,
wodurch die Verbindung von Text und Musik gleichsam einen graphischen
Eigenwert erhält. Um einen Assoziationsrahmen für den Hören zu
schaffen, haben wir dem Programmheft eine Übersetzung der 20 Gedichte
beigefügt.
Prolog Diese Publikation besteht aus zwei künstlerischen
Elementen: Zeichnung, Musik. Der zeichnerische Teil wird durch Linien
dargestellt - geistige Linien; der musikalische Teil wird durch Punkte
dargestellt - schwarze Punkte. Diese beiden Teile bilden zusammengeführt -
in einem einzigen Band - ein Ganzes: ein Album. Ich rate, dieses Buch mit
liebenswürdigem & lächelndem Finger durchzublättern, denn es handelt
sich hier um ein Werk der Fantasie. Dass man in ihm nichts anderes
sehe. Für die "Verschrumpelten" und "Verdummten" habe ich einen ernsten
und anständigen Choral geschrieben. Dieser Choral ist so etwas wie eine
bittere Präambel, eine Art der strengen und unfrivolen Einleitung. Ich
habe alles hineingebracht, was ich an Langweile kenne. Ich widme
diesen Choral denen, die mich nicht mögen. Ich ziehe mich
zurück.
1. Corale inappétissant - Unappetitlicher
Choral
2. La Chasse - Die Jagd Hören Sie den singenden Hasen? Welche
Stimme! Die Nachtigall ist in seinem Bau. Die Eule stillt ihre
Kinder. Der Frischling wird bald heiraten. Ich, ich erlege Nüsse mit
dem Gewehr.
3. La Commedie italienne - Die italienische Komödie Scaramouche
erklärt die Schönheiten des Militärstandes. Man ist dort sehr
gerissen, sagt er. Man macht den Zivilisten Angst. Und die galanten
Abenteuer! Und der Rest! Was für ein schöner Beruf!
4. Le Réveil de la Mariée - Das Erwachen der Braut Ankunft des
Festzugs. Aufrufe. Erheben Sie sich! Gitarren aus alten Hüten
angefertigt. Ein Hund tanzt mit seiner Verlobten.
5. Colin-Maillard - Blindekuh Suchen Sie, Mademoiselle. Der
Sie liebt, ist nur zwei Schritte von Ihnen entfernt. Wie blass er ist:
Seine Lippen zittern. Sie lachen? Er hält sein Herz in beiden
Händen. Doch Sie gehen vorüber, ohne ihn zu erahnen.
6. La Pêche - Der Fischfang Murmelndes Wasser in einem
Flussbett. Ankunft eines Fisches, eines anderen, zwei
weiterer. Was ist los? Es ist ein Fischer, ein armer
Fischer. Danke. Jeder kehrt heim, sogar der
Fischer. Murmelndes Wasser in einem Flussbett.
7. Le Yachting - Der Segelsport Was für ein Wetter! Der Wind
schnauft wie ein Seehund. Das Segelboot tanzt. Es sieht aus wie
ein kleiner Narr. Das Meer tobt. Hoffentlich zerschellt es nicht an
einem Felsen. Niemand kann es wieder zusammensetzen. Ich will
hier nicht bleiben, sagt die hübsche Reisende. Das ist kein sehr
lustiger Ort. Etwas anderes wäre mir lieber. Holen Sie mir einen
Wagen.
8. Le Bain de mer - Das Bad im Meer Das Meer ist weit,
Madame. Jedenfalls ist es ziemlich tief. Setzen Sie sich nicht auf
den Grund. Es ist sehr feucht. Hier sind die guten alten
Wellen. Sie sind voller Wasser. Sie sind ja ganz nass! Ja,
mein Herr.
9. Le Carnaval - Der Karneval Das Konfetti segelt herab! Da
ist eine melancholische Maske. Ein betrunkener Pierrot spielt sich auf.
Die wendigen Dominos treffen ein. Man drängelt sich, um sie zu
sehen. Sind sie hübsch?
10. Le Golf - Der Golf Der Oberst trägt "Scotch Tweed" von
einem heftigen Grün. Er wird siegreich sein. Sein "caddie" folgt
ihm und trägt die "bags". Die Wolken sind erstaunt. Die "holes"
fürchten sich sehr: Der Oberst ist da! Jetzt platziert er seinen
Schlag: Sein "club" (Golfschläger) zerspringt in tausend
Stücke!
11. La Pieuvre - Die Krake Die Krake ist in ihrer Höhle. Sie
amüsiert sich mit einer Krabbe. Sie verfolgt sie. Sie hat sich an
ihr verschluckt. Verstört tritt sie sich auf die Füße. Sie trinkt
ein Glas Salzwasser, um sich zu erholen. Dieses Getränk tut ihr sehr
gut & bringt sie auf andere Gedanken.
12. Les Courses - Die Rennen Der
Wiegeplatz. Programmkauf. Zwanzig & zwanzig. Auf die
Plätze. Start. Die, die verweigern. Die Verlierer (mit spitzen
Nasen & hängenden Ohren).
13. La Balançoire - Die Schaukel So schaukelt mein Herz. Es
hat keine Höhenangst. Was es für kleine Füße hat. Wird es in meine
Brust zurückkehren wollen?
14. Les Quatre-coins - Bäumchen-wechsel-dich Die vier
Mäuse. Die Katze. Die Mäuse necken die Katze. Die Katze streckt
sich. Sie springt los. Die Katze hat ihren Platz.
15. Le Pique-nique - Das Picknick Sie haben alle sehr kaltes
Kalbfleisch mitgebracht. Sie haben ein schönes weißes Kleid.
Schau' mal! Ein Flugzeug. Aber nein: Es ist ein
Gewitter.
16. Le Traîneau - Der Schlitten Was für eine Kälte!
Meine Damen, die Nasen in die Pelze. Der Schlitten saust. Die
Landschaft friert sehr & weiß nicht wohin.
17. Le Water-chute - Die Wasserrutsche Wenn Sie einen gesunden
Magen haben, wird Ihnen nicht allzu schlecht werden. Es wird Ihnen
so vorkommen, als ob Sie von einem Baugerüst fallen. Sie werden
sehen, wie seltsam das ist. Vorsicht! Wechseln Sie nicht die
Farbe. Ich fühle mich nicht wohl. Das beweist, dass Sie es
nötig hatten, sich zu amüsieren.
18. Le Tango - Der Tango Der Tango ist der Tanz des
Teufels. Den mag er am liebsten. Er tanzt ihn, um sich
abzukühlen. Seine Frau, seine Töchter & seine Diener kühlen sich
ebenso ab.
19. Le Flirt - Der Flirt Sie sagen sich hübsche Dinge, moderne
Dinge. Wie geht es Ihnen? Bin ich nicht liebenswert?
Lassen Sie mich? Sie haben Glupschaugen. Ich wäre gern auf dem
Mond. Er seufzt. Er schüttelt den Kopf.
20. Le Feu d' Artifice - Das Feuerwerk Wie finster es
ist! Oh! Ein bengalisches Feuer! Eine Rakete! Eine ganz blaue
Rakete! Alle sind voller Bewunderung. Ein Greis wird
verrückt. Das Finale!
21. Le Tennis - Tennis Play? Yes! Der tüchtige
Aufschläger. Was für schöne Beine er hat! Er hat eine schöne
Nase. Geschnittener Aufschlag. Game! (Übersetzung: Stéphanie
Gerecht)
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