Informationen zur Veranstaltung am 21.09.2013 

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Rilkes Orpheus in der Unterwelt

SchäfersKulturStadel e.V. zu Gast im

Hohle Fels

bei Schelklingen

 

Isabeella Beumer
Stimme voice art

Martin Bürck,
klingender Kosmos:
Gongs – Steine - Wasser

Veronika Maybach
Blockflöten

und dem Rilke Gedicht "Orpheus Eurydike Hermes"
gelesen von

Theo G. Kobler


           Michel-Martin Drölling, Orpheus und Eurydike.   Dijon, Musée Magnin

Von Orpheus wird erzählt, dass er mit seinem Gesang und dem Klang der Leier alle Geschöpfe der Natur bezaubern konnte. Auch Tiere, Pflanzen und sogar Steine wären ihm gefolgt, um seiner Musik zu lauschen.

Als Mutter von Orpheus galt die Muse Kaliope, die Schönstimmige. Orpheus’ Geliebte Eurydike nannte man eine Nymphe, eine Dryade. Von Eurydike heißt es weiter, sie sei von einem Schlangenbiss getötet worden, als sie vor einem Verfolger fliehen wollte. Orpheus in seinem untröstlichen Schmerz machte sich auf den Weg in das finstere Totenreich, um sie zurückzugewinnen. Er musste den Totenfluss Styx überqueren und den Eingang zum Hades passieren doch dort wachte Kerberos, der Höllenhund. Der gewährte Seelen Einlass, aber keine Umkehr durch das gleiche Tor. Orpheus’ Gesang aber und der Klang seiner Leier verzauberten ihn, so dass er Orpheus ungehindert einließ. Auch das Herrscherpaar der Unterwelt ließ sich erweichen und versprach Eurydike an ihn zurückzugeben, wenn er sich an eine Bedingung halten würde. Er sollte in der Dunkelheit vorangehen und sich so lange nicht nach Eurydike umsehen, bis sie die Welt der Lebenden erreicht hätten.

In der älteren griechischen Version erfüllte Orpheus diese Bedingung und erreichte mit Eurydike die Welt des Lichts. Auf dieser mythologischen Überlieferung basiert wohl die griechische Auffassung von der Wiedergeburt der Seele, die von den Orphikern vertreten wurde. Diese Lehre verhieß den Menschen ein glückliches Leben im Jenseits, das einem Trinkgelage gleichen sollte.

Programm –Ablauf:

A)   FRÜHLINGSFEIER  bei Nymphen und Hirten ; Gongs Steine Wasser

B)   ANBETUNG des Gottes Hymenäus oder die HEILIGE HOCHZEIT,  Stimme, voice – art

C)    LAMENTO , Blockflöte

      D)    GEDICHT: Orpheus .Eurydike. Hermes

Der Seelen wundersames Bergwerk
Des einen langen Weges kommt er, der junge Mann im blauen Mantel.
Dahinter zwei, unendlich leise. Der Gott der Wege und des Handels.
Und eingehüllt in weiße Tücher: sie, die so Geliebte,
erfüllt von ihrem neuen Tod.
Er hat sich umgeschaut!
Sie weichen zurück.
Er bleibt allein!    

       E)    TRAUER, Blockflöte

F)    WUT, Stimme , voice – art

G)   HIMMLISCHE RUHE, Gongs Steine Wasser

In der späteren römischen Fassung endet die Liebesgeschichte des Sängers tragisch. Am Ende seines Weges durch den Hades, als bereits ein schwacher Schein des Lichts zu erkennen war, wandte er sich nach Eurydike um doch er erblickte nichts außer einem Schatten und verlor sie für immer. Jetzt half ihm auch seine Musik nicht weiter, denn Eurydike blieb im Schattenreich. In seiner Trauer mied er die Gesellschaft von Frauen und wurde schließlich aus Zorn über seinen Verrat an ihnen von den Mänaden zerrissen.

In dieser römischen Umdichtung des Stoffes zeigt sich die gewandelte Auffassung vom Gang der Dinge besonders deutlich als patriarchalische Naturbewältigung. Während der Urgrund der frühen Vorstellungen auf Beobachtungen der Natur basierte, in der sich der Mensch entsprechend der kosmischen Vorgänge eingebunden fühlte, begann mit zunehmender Beherrschung der Natur ein verändertes Rollenverständnis der Männer, denn sie versuchten, die Dunkelseite zu besiegen oder sich untertan zu machen. Mit übergroßer Liebe hatte Orpheus Eurydike für alle Zeiten an seine Lebenszeit im Licht binden wollen, denn ihrer lebenserhaltenden Dunkelseite konnte er sich nicht mehr gelöst hin geben. Mit Eurydike aber verlor nicht nur Orpheus seine Liebe, mit ihm verloren die Menschen des westlichen Kulturkreises das hingebungsvolle Vertrauen an die Wandlungs – und Heilungskräfte der Finsternis und des Todes.

(aus: Carla Randel:  „Farbe Tarot und Kabbala“, München 1994, S. 161 – 163 )

 

Der „Hohle Fels" bei Schelklingen ist  eine urgeschichtliche Fundstelle im Achtal. Der „Hohle Fels", ein Schwammstotzen des Weißen Jura, liegt im Tal der Urdonau. Zu der 534 m über NN gelegenen Höhle führt ein 29 m langer Gang in die große Haupthalle, die mit einer Flächenausdehnung von etwa 500 qm und einem Luftraum von ca. 6000 Kubikmetern zu den größten, für Besucher zugänglichen Höhlenhallen der Schwäbischen Alb zählt.

Von der Altsteinzeit bis zur Neuzeit wurde die Höhle immer wieder aufgesucht. Davon zeugen die Scherben zerbrochener Tongefäße und verlorene oder unbrauchbar gewordene Werkzeuge. In der jüngeren Altsteinzeit hat die Eingangshöhle als Wohnhöhle gedient. Umfangreiche Funde von Knochenmaterial deutet darauf hin, dass der „Hohle Fels" ein Höhlenbärenhorst gewesen ist. Im Jahr 1998 wurden bei Ausgrabungen ein 76 mm langes, 59 mm breites und 17 mm großes bemaltes Felsfragment gefunden, ein möglicher Hinweis auf Höhlenmalereien auch bei uns. Die Ausgrabungen werden weiterhin fortgeführt.

Etwa 1,5 km östlich von Schelklingen, auf der rechten Seite des Achtals, gelegen, erreichen Sie den Hohle Fels auf dem Radwanderweg (am Schwimmbad Schelklingen vorbei). Mit dem Auto ist die Zufahrt von der B 492 der Beschilderung "Kläranlage" folgend über den Bahnübergang bis zum Parkplatz (auch für Busse geeignet) möglich. Von dort kurzer Fußweg zur Höhle.