Unterwegs
mit
Galsan
Tschinag
Franz
Kießling
präsentiert
seine Sicht auf die Mongolei
mit Texten, mit
Dias und in einem Video:
Lesung:
ausgewählte Texte aus Galsans Werk:
von Galsan Tschinag, dem Stammeshäuptling, dem Dichterfürsten, dem
Schamanen und Heiler und dem eurasischen Nomaden
Dias: mit
Galsan im Altai;
Video: "Die
Karawane"
Weit
ist das Land, schneebedeckt sind die Berggipfel der Viertausender. Der
Wind fegt dicke Regenwolken über die hochgelegenen Weiden im
Altai-Gebirge im Nordwesten der Mongolei. Tuwiner leben hier, Jäger–
und Hirtennomaden, die sich ihr Leben täglich von der Natur erkämpfen.
Als Gast des Stammesfürsten und Schamanen Galsan Tschinag konnte Franz
Kießling bei dessen Familie in der Jurte wohnen und die Gebräuche
der Nomaden kennen lernen.
Eine
kleine Diaschau vermittelt Eindrücke aus dem Hohen Altai, dem
Stammesgebiet der Tuwiner und ihrem Leben.
Galsan
Tschinags Texte verdeutlichen die Denkweise und Naturverbundenheit der
Tuwiner.
„Man
kann mich auch besuchen...“,
sagt
Galsan Tschinag
Wer
sich auf diese Reise machen möchte, muss sich auf ein ganz großes
Abenteuer in einem sehr fremden Land einlassen und sich auf manche
ungewohnte Entbehrung und viele Überraschungen einstellen.
Die
Reise ist lang und anstrengend. Zuerst geht der Flug über Moskau nach
Ulaan Bataar. Von dort geht es mit einem kleinen Flugzeug weiter in die
Bezirksstadt Ölgiy im äußersten Westen der Mongolei und von dort mit
geländegängigen Fahrzeugen in den hohen Altai, in das Ail, das
Jurtenlager in der Nähe der Weideplätze der Herde,
der Sippe von Galsan Tschinag. Das Ail im „Wachholdertal“ erreicht
man nur auf dem Rücken der Pferde. Es ist drei Reitstunden entfernt.
Von dort gibt es Reitausflüge zur heiligen Quelle, zur Adlerschlucht
und in das Orchideental.
Von
den Tuwa wird man sehr herzlich aufgenommen. Wer möchte, kann ihnen bei
ihrer täglichen Arbeit zusehen oder mit anfassen. Es werden Schafe
geschoren, die Wolle wird gefilzt, das Vieh wird gemolken, Butter
gestampft, Milchschnaps gebrannt und natürlich werden Schafe oder
Ziegen geschlachtet. Zum Essen wird man fast jeden Tag eingeladen. Da
gibt es dann immer leckeres Essen, meistens einen Eintopf mit
selbstgemachten Nudeln, Hammelfleisch und eigens für die Touristen aus
dem fernen Europa gekauften Möhren und Kartoffeln. Oft gibt es auch
Wildzwiebeln oder sogar Schnittlauch dazu, denn diese sammeln die Kinder
beim Hüten der Herde auf den Bergweiden. Aber es gibt auch
Schlachtplatten mit allen Innereien, dem im Magen gekochten Blut, dem
Hammelfettschwanz und viel Fleisch. Daran muss man sich erst gewöhnen.
Zum Frühstück gibt es selbst gebackenes Brot, Milchtee, Rahm, Butter,
Honig und Marmelade. Manchmal auch Milchreis, Haferbrei oder Grießbrei.
Dazu selbst gemachten Joghurt, getrockneten Quark in vielen Variationen
und Schmalzgebackenes. Keiner muss hungrig vom Tisch aufstehen!
Außerdem
wird jeden Tag gelacht, gesungen, getanzt und gegorene Stutenmilch oder
Milchschnaps getrunken. Die Tuwa sind, wie alle Mongolen, sehr
sangesfreudig und geben ihrer Lebensfreude in vielen Liedern Ausdruck.
Dazu wird auf der Dombra oder der Pferdekopfgeige musiziert, und manch
ein Sänger begeistert durch Kehlkopf- und Obertongesang. Bei einer
Feier am Owoo, dem Steinhaufen, an dem den Geistern des Ortes gedacht
wird, lacht man viel, singt und trinkt. Wichtig ist es auch, die Geister
um ihren Beistand zu bitten. Man umkreist den Owoo, denkt fest an seine
Wünsche und legt Steinchen darauf.
Eine
besondere Attraktion ist der schwarze See, in dem man bei warmem Wetter
baden kann.
Aber
es kommt auch vor, dass es im Sommer recht kalt ist. Dann kommt man aus
der warmen Kleidung nicht heraus. Man darf nicht vergessen, dass man
sich im Hochgebirge befindet, auf einer Höhe von 2500 bis 3000 Metern,
direkt unterhalb des heiligen Berges der Tuwa, dem Harakaan, der das
ganze Jahr über schneebedeckt ist. Oft weht ein kalter Wind, aber
abgesehen von kurzen Schauern scheint fast immer die Sonne vom blauen
Himmel.
Hier
ist die Landschaft sehr karg, die Entfernungen sind gewaltig und die
Aussichten atemberaubend
Den
Altai vermisst man schon, bevor man den Bus zur Rückfahrt besteigt. Es
ist eine Reise in eine ferne, fremde Welt!
Nach
einem Reisebericht von Eva Walloch, vom September 06
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