Informationen zur Aufführung am 16.11..2007

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                 Unterwegs
                                                                         mit
             Galsan Tschinag   

 

 

 

 

 

 

 

 
                                Franz Kießling 

präsentiert seine Sicht auf die Mongolei mit Texten, mit Dias und in einem Video:

Lesung
ausgewählte Texte aus Galsans Werk: 
von Galsan Tschinag, dem Stammeshäuptling, dem Dichterfürsten, dem Schamanen und Heiler und dem eurasischen Nomaden

Dias:    mit Galsan im Altai; 

Video:   "Die Karawane"

Weit ist das Land, schneebedeckt sind die Berggipfel der Viertausender. Der Wind fegt dicke Regenwolken über die hochgelegenen Weiden im Altai-Gebirge im Nordwesten der Mongolei. Tuwiner leben hier, Jäger– und Hirtennomaden, die sich ihr Leben täglich von der Natur erkämpfen. 
Als Gast des Stammesfürsten und Schamanen Galsan Tschinag konnte Franz Kießling bei dessen Familie in der Jurte wohnen und die Gebräuche 
der Nomaden kennen lernen.

Eine kleine Diaschau vermittelt Eindrücke aus dem Hohen Altai, dem Stammesgebiet der Tuwiner und ihrem Leben.

Galsan Tschinags Texte verdeutlichen die Denkweise und Naturverbundenheit der Tuwiner.

„Man kann mich auch besuchen...“,

sagt Galsan Tschinag

Wer sich auf diese Reise machen möchte, muss sich auf ein ganz großes Abenteuer in einem sehr fremden Land einlassen und sich auf manche ungewohnte Entbehrung und viele Überraschungen einstellen.

Die Reise ist lang und anstrengend. Zuerst geht der Flug über Moskau nach Ulaan Bataar. Von dort geht es mit einem kleinen Flugzeug weiter in die Bezirksstadt Ölgiy im äußersten Westen der Mongolei und von dort mit geländegängigen Fahrzeugen in den hohen Altai, in das Ail, das Jurtenlager in der Nähe der Weideplätze der Herde, der Sippe von Galsan Tschinag. Das Ail im „Wachholdertal“ erreicht man nur auf dem Rücken der Pferde. Es ist drei Reitstunden entfernt. Von dort gibt es Reitausflüge zur heiligen Quelle, zur Adlerschlucht und in das Orchideental.

Von den Tuwa wird man sehr herzlich aufgenommen. Wer möchte, kann ihnen bei ihrer täglichen Arbeit zusehen oder mit anfassen. Es werden Schafe geschoren, die Wolle wird gefilzt, das Vieh wird gemolken, Butter gestampft, Milchschnaps gebrannt und natürlich werden Schafe oder Ziegen geschlachtet. Zum Essen wird man fast jeden Tag eingeladen. Da gibt es dann immer leckeres Essen, meistens einen Eintopf mit selbstgemachten Nudeln, Hammelfleisch und eigens für die Touristen aus dem fernen Europa gekauften Möhren und Kartoffeln. Oft gibt es auch Wildzwiebeln oder sogar Schnittlauch dazu, denn diese sammeln die Kinder beim Hüten der Herde auf den Bergweiden. Aber es gibt auch Schlachtplatten mit allen Innereien, dem im Magen gekochten Blut, dem Hammelfettschwanz und viel Fleisch. Daran muss man sich erst gewöhnen. Zum Frühstück gibt es selbst gebackenes Brot, Milchtee, Rahm, Butter, Honig und Marmelade. Manchmal auch Milchreis, Haferbrei oder Grießbrei. Dazu selbst gemachten Joghurt, getrockneten Quark in vielen Variationen und Schmalzgebackenes. Keiner muss hungrig vom Tisch aufstehen!

Außerdem wird jeden Tag gelacht, gesungen, getanzt und gegorene Stutenmilch oder Milchschnaps getrunken. Die Tuwa sind, wie alle Mongolen, sehr sangesfreudig und geben ihrer Lebensfreude in vielen Liedern Ausdruck. Dazu wird auf der Dombra oder der Pferdekopfgeige musiziert, und manch ein Sänger begeistert durch Kehlkopf- und Obertongesang. Bei einer Feier am Owoo, dem Steinhaufen, an dem den Geistern des Ortes gedacht wird, lacht man viel, singt und trinkt. Wichtig ist es auch, die Geister um ihren Beistand zu bitten. Man umkreist den Owoo, denkt fest an seine Wünsche und legt Steinchen darauf.

Eine besondere Attraktion ist der schwarze See, in dem man bei warmem Wetter baden kann.

Aber es kommt auch vor, dass es im Sommer recht kalt ist. Dann kommt man aus der warmen Kleidung nicht heraus. Man darf nicht vergessen, dass man sich im Hochgebirge befindet, auf einer Höhe von 2500 bis 3000 Metern, direkt unterhalb des heiligen Berges der Tuwa, dem Harakaan, der das ganze Jahr über schneebedeckt ist. Oft weht ein kalter Wind, aber abgesehen von kurzen Schauern scheint fast immer die Sonne vom blauen Himmel.

Hier ist die Landschaft sehr karg, die Entfernungen sind gewaltig und die Aussichten atemberaubend

Den Altai vermisst man schon, bevor man den Bus zur Rückfahrt besteigt. Es ist eine Reise in eine ferne, fremde Welt!

Nach einem Reisebericht von Eva Walloch, vom September 06