Neue Töne auf eine spannende Art spielte der
Pianist Benjamin Kobler am Sonntag in Wain. Auf dem Programm standen
Komponisten des 20. Jahrhunderts.
WAIN
.
Wer um die Komponisten des
20. Jahrhunderts schon immer am liebsten einen Bogen macht, hat' am
späten Sonntagnachmittag im Wainer Kultur Stadel ein Rendezvous
versäumt, das womöglich zu einem Umdenken geführt hätte:
'Benjamin Kobler präsentierte bei einem Konzert neue Töne auf eine
sehr spannende Art.
"Neue
Musik, die nicht weh tut", versprach Kultur-Stadel-Chef Theo Kobler
für das Konzert am Sonntag.
Und er hatte nicht zu viel
versprochen. Während der Wind heulend um die Ecken des Kultur-Stadels
strich, präsentierte Benjamin Kobler vor
rund 30 Zuhörern Stücke
von Boulez,. Messian, Stockhausen und Cage, die nicht Überdruss ob der
ungewohnten Klänge, sondern eher großen Appetit auf mehr weckten.
|
Mit Verve gespielt
Mit der "Musik des 20. Jahrhunderts fand eine
Konzertreihe des 1973 geborenen Pianisten ihren Abschluss, die
mit den Goldbergvariationen begann und auch Werke der Wiener Klassik so
wie Schumanns Kreisleriana präsentierte. Doch in seinem eigentlichen Element
ist der junge Pianist und
Synthesizerspieler wohl bei den Komponisten des 20. Jahrhunderts - mit
viel Kenntnis und sichtlich angetan erläuterte er die musikwissenschaftlichen Hintergründe, um dann mit Verve die Stücke
vorzutragen, Und dabei gab es wirklich etwas zuhören:
Die ,,12 Notations" etwa von Pierre Boulez, zwölf kurze
Klavierstücken zu je zwölf Takten von unterschiedlicher Länge, die
Kobler mit viel Biss und kräftiger Energie spielte. Oder Karlheinz
Stockhausens Klavierstücke 7,8,9 -mathematische Musik oder auch
musikalische Mathematik, faszinierend zu hören. Serielle Musik nennt
sich diese Weiterentwicklung der Zwölftontechnik, bei der nach strengen
Regeln komponiert wird. Die Alleatorik. setzt dagegen eher auf den
Zufall, das Unerwartete.
Im
zweiten Teil des Konzerts präsentierte Kobler mit John Cages
"Music of Change" ein Beispiel; dieser Entwicklung.
Der Klang des Klopfens auf den Korpus des Flügels,
Geräusche, ja auch Stille
zählt Cage zu ;den Bestandteilen seiner Musik, dementsprechend passend
setzte der Sturm, am Sonntagnachmittag ein en ganz besonderen Akzent |
Mit Orm
Finnendahls "Versatzstücken" ,und dem ihm gewidmeten
Stück "Pasaka / ein
Märchen" von Vykintas BaItakas, dessen Text auf litauisch wie ein
Jandl-Gedicht klang, war Kobler dann endgültig in der Aktualität und
bei einem Altersgenossen angekommen.
Dass Musik
des 20.. Jahrhunderts zu Herzen gehen kann, bewies nicht zuletzt die
Zugabe mit Henry Cowells am den Stahlsaiten des Flügels gespielte
"Aeolian Harp" .Insgesamt ein schönes Konzert, das den Zuhörern
den Soundtrack des 20; und wohl auch des beginnenden 21.
Jahrhunderts nahe brachte und damit
Musik, die nicht weniger über ihre Zeit aussagt als dies die
Musik Bachs oder Schumanns tut:
|